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50 Jahre Klausberg Seilbahnen

Die Menschen vom Klausberg.

Blick ins Buch...

Johann Steger. © Enno Kapitza

Präsident der Klausberg Seilbahn AG Herbert Steger. ©Enno Kapitza

Seilbahndirektor Walter Fischer. © Enno Kapitza

2020 – Das Jubiläumsjahr der Klausberger

Es ist nur ein kurzer Vertrag, aber er prägte die Zukunft des Ahrntals maßgeblich. Am 27. Februar 1970 gründeten zehn Ahrntaler die Klausberg Seilbahn AG. Es ist der Beginn einer Erfolgsgeschichte, die ohne die Menschen, Visionäre und Persönlichkeiten vom Klausberg nicht möglich gewesen wäre.
50 Jahre Klausberg Seilbahn AG – das Jubiläumsjahr 2020 feierten die Verantwortlichen mit einem Buch. „Die Menschen vom Klausberg“ erzählt die Geschichten jener, die den Berg zu dem gemacht haben, der er heute ist. Der Pionier, der Freerider, die Skitrainerin. Der Liftchef, die Hotelierin, der Bergbauer. Zwölf Menschen, Porträts mit Wiedererkennungswert, Anekdoten zum Schmunzeln. Im August ist das Buch erschienen.
Mittlerweile hat es einen Preis gewonnen: Silber beim 11. International Creative Media Award in der Kategorie Corporate Books. „Einzigartig, besonders und im Hier und Jetzt“ – so formulierten die Ideengeber, Konzeptionisten und Schreiber ihre Buchidee und genau so wurde es von der Jury wahrgenommen und entsprechend mit Silber ausgezeichnet. 50 Jahre Klausberg – eine Vision im Hier und Jetzt, eine Erfolgsgeschichte seit fünf Jahrzehnten!

Einblick ins Jubiläumsbuch, es warten spannende Porträts auf die Leser:

Johann Steger, Gastwirt, Bauer und im Herzen vor allem eines – Seilbahner durch und durch.
Schon immer sprühte er vor Pioniergeist! 42 Jahre lang lenkte er als Präsident die Klausberg Seilbahn AG: «So wie der Klausberg heute dasteht, hätte ich mir das in meinen kühnsten Träumen nicht vorstellen können. Wobei in meinem Leben aus so manchem Traum Realität geworden ist. Anfang der 60er-Jahre ging ich zur Holzarbeit in die Schweiz. In Gstaad im Berner Oberland hatte es einen Windwurf gegeben, so wie letzthin hier bei uns. Es gab daher viel zu tun, anders als daheim, wo ich wie viele andere Burschen meiner Generation keine Arbeit fand. Ich sehe es noch vor mir, als ob es gestern gewesen wäre: wie ich mit den Kollegen am Sonntag nach der Messe im Hotel Alpen einkehrte und die Touristen im Ort ein- und ausgehen sah. In Gstaad war schon richtig was los, die Urlauber waren überall. Mir wurde sofort klar, dass sie wegen der Liftanlagen so zahlreich kamen. Ein Sessel- und ein Schlepplift beförderten die Gäste zum Skifahren auf den Berg hinauf. Wenn wir bei uns daheim nur zehn Prozent dieser Urlauber hätten, wäre es schon toll, dachte ich. Mit jedem Tag, an dem ich erlebte, wie die Gäste Leben ins Dorf brachten, wuchs meine Überzeugung: Wir müssen den Fremdenverkehr im Ahrntal ankurbeln.
Ich selbst hatte schon einiges an Geld investiert, um die kleine Pension am Hof meines Vaters auszubauen. In Ernst Lüfter fand ich den richtigen Ansprechpartner. Er hatte den Bau der Aufstiegsanlagen am Kronplatz in Bruneck wesentlich vorangetrieben. Am Anfang ging es vor allem um die Frage des Standorts. Franz Gartner war hier mein idealer Partner. Wir fuhren herum, sprachen mit den Leuten und kamen zuerst auf Prettau. Schließlich lagen die Skigebiete andernorts oft am Talende, warum sollte das bei uns anders sein? Aber die Prettauer machten uns bei einer Aussprache sehr deutlich klar, dass sie keine Auswärtigen wollten. Das war rückblickend betrachtet unser großes Glück, denn die Gegend gleich oberhalb des Dorfkerns von Steinhaus rückte so in unser Blickfeld. Mit einem Bauern ging ich das Gebiet ab und gab ein Projekt in Auftrag, das meinen Eindruck bestätigte: Die Gegend unterhalb des Klaussees war durchaus als Skigebiet geeignet. Und von wegen Lawinengefahr, diese war nicht so groß wie so viele anfangs meinten. Die 14 Grundeigentümer davon zu überzeugen, uns die Rechte zu übertragen, war gar nicht einfach. Aber wenn ich mir einmal etwas in den Kopf gesetzt habe, lasse ich nicht so schnell locker. Und dass Graf Enzenberg für das Projekt gesprochen hat, hat vieles erleichtert. Seine Stimme hatte enormes Gewicht.
Am 27. Februar 1970 war es so weit: Zusammen mit neun anderen Ahrntalern gründete ich die Klausberg Seilbahn AG. Startkapital: eine Million Lire. Der Notar, der Projektplaner und die Beratung mussten beglichen werden, es blieben gerade einmal 200.000 Lire übrig – die wurden unsere Anzahlung an die Firma Doppelmayr. So wenig habe er noch nie für einen Lift bekommen, sagte Artur Doppelmayr einmal zu mir. Aber der Seilbahner vertraute uns – und wurde nicht enttäuscht. 93 Millionen Lire kosteten der Sessellift hinauf auf den Berg und die zwei Schlepplifte Almboden und Sonne. Stundenlang saßen Franz Gartner und ich in den Stuben der Ahrntaler. Er redete, ich behielt die Zahlen im Blick und beide versuchten wir, Aktionäre zu gewinnen. Mit dem mühsam eingesammelten Geld gelang es uns, die Liftanlagen langsam zurückzuzahlen. Auf die Hilfe der Banken konnten wir am Anfang nicht zählen. Eine sichere Pleite sei das Vorhaben, hieß es da. Einige Gründer mußten mit ihrem persönlichen Vermögen bürgen, darunter auch ich. Den Moment, als sich der Lift zum ersten Mal in Gang setzte – den vergesse ich nie mehr. Die Monteure hatten in den Wochen davor Tag und Nacht durchgearbeitet. Oft ist meine Frau Hilda nachts aufgestanden, um für alle zu kochen. Überhaupt wäre das alles ohne sie nicht möglich gewesen.
Ich bin fest überzeugt: Für unser schönes Ahrntal ist der Fremdenverkehr die beste Zukunft. Allen, die am Aufbau unseres Skigebiets mitgeholfen haben, möchte ich herzlich danken, so den Gründungsmitgliedern, den Aktionären, den Verwaltungs- und Aufsichtsräten, den Grundbesitzern und der Gemeinde Ahrntal. Den heutigen Verantwortlichen und dem Skigebiet wünsche ich alles Gute und viel Erfolg für die Zukunft. Warum ich an diese Zukunft glaube? Der Klausberg gehört Ahrntaler Aktionären und das spürt man. Unsere Verbindlichkeiten sind überschaubar, das Skigebiet steht gut da. Weil wir Investitionen wohlüberlegt tätigen und jeden übrigen Euro in den Betrieb stecken. Wenn ich heute daran denke, wie wir ohne Geld und Grund angefangen haben. Einfach war es nicht. Aber ich möchte all diese Jahre auf keinen Fall missen. Ich habe oft gehört, dass ich mehr Seilbahner als Gastwirt sei. Da widerspreche ich nicht.»

Hotelier, Skifahrer, Präsident der Klausberg Seilbahn AG: Herbert Steger, 53, trägt den Berg seit seiner Kindheit im Herzen
Auszug aus dem Interview mit Herbert Steger…
Herbert, als am Klausberg die ersten Skifahrer den Berg hinauffuhren, warst du gerade drei Jahre alt. Was sind deine frühesten Erinnerungen daran?
An den Liftbau kann ich mich nicht mehr erinnern, obwohl mein Vater als Mitbegründer der Liftgesellschaft in diesen Monaten mehr Zeit unter der Seilbahn als zu Hause verbracht hat. Meine Erinnerung setzt mit fünf Jahren ein – als ich, wie viele andere bei uns im Tal, die ersten Versuche auf Skiern gemacht habe. Wir sind drei Brüder und alle sind wir Ski gefahren. Klassischer Anfang, mit Skilehrer. Aber das waren andere Zeiten als heute. Es gab keinen Helm, keinen Rückenschutz. Es war wild, wie wir da unterwegs waren. Wir sind einfach drauflosgefahren, ohne uns groß Gedanken zu machen.
Stand der Klausberg im Schatten anderer Skigebiete?
Ich glaube schon. Noch in den 80ern galt: Es gibt den Klausberg, aber man konnte die Skifahrer nicht so richtig begeistern.
Wann hat sich das verändert?
Das ist noch gar nicht so lange her. 2006 haben wir unsere neue Kabinenbahn eröffnet, den K2. Mit einer einzigen Anlage haben wir auf einen Schlag 50 Prozent an Pistenfläche dazugewonnen. Der höchste Punkt war nicht mehr der Hühnerspiellift auf 2.000 Metern, sondern der lag jetzt auf 2.510 Metern Höhe in baumfreiem, hochalpinem Gelände. So haben wir unheimlich an Attraktivität dazugewonnen und spielten plötzlich in einer anderen Liga.
Mit dem K2 hat der Klausberg damals einen Sprung nach vorne gemacht, ist das wiederholbar?
Vielleicht. Aber es geht eben auch darum, nicht den Anschluss zu verlieren. Das kennen wir ja. Die Gäste sind damals nicht nur wegen des fehlenden Lifts lieber anderswo gefahren, sondern auch, weil wir kein Après-Ski-Angebot hatten. Skifahren ist nicht nur Sport, sondern auch Geselligkeit. Wir haben die Besitzer der Hütten angesprochen, ob nicht jemand in diese Richtung denken könnte, aber alle haben abgewunken. Bei uns ist vieles aus der Not heraus geboren: Wir konnten die stagnierenden Geschäftszahlen nicht weiter hinnehmen und haben uns gesagt: Dann machen wir es eben selber!
Das gastronomische Angebot am Berg mit den sieben verschiedenen Hütten ist etwas Besonderes: Wie hat sich das entwickelt?
Jeder Wirt hat sein eigenes Konzept und seine eigene Gästeschicht. In der Speck- und Schnapsalm feiern die Freestyler ihre Partys, in der Moaregger-Alm ist es kleiner und gemütlicher. Der Almboden ist das Lokal für die Jugendgruppen. Und so geht es weiter.
Die Liftgesellschaft selbst hat 2011 mit der Kristallalm auch einen neuen Akzent gesetzt. Die Kristallalm, die wir gleich neben der Bergstation gebaut haben, steht für eine etwas feinere Gastronomie, die am Berg vorher nicht vertreten war. Den Anstoß zum Projekt gab ein deutscher Urlauber, der mir eines Abends sagte: «Herr Steger, ist ja alles schön und gut da oben. Aber im ganzen Skigebiet kann ich keine Flasche guten Wein zum Essen genießen.» Und da musste ich ihm recht geben. Dass wir als Liftgesellschaft selbst ein Restaurant bauen, war eine weitere Pionierarbeit. Andere Skigebiete sind mittlerweile nachgezogen, der Kronplatz zum Beispiel mit dem AlpiNN. Dasselbe gilt für die Sommernutzung des Berges, aber zu dem Thema kommen wir noch. Wir haben am Berg ein gastronomisch sehr ausgewogenes Angebot und keine Spur von Massentourismus.
Wie wird sich der Klausberg in Zukunft weiterentwickeln?
Es ist Optimierung angesagt. Wir haben zwei Liftanlagen, die nicht mehr ganz auf dem neuesten Stand sind. Sobald wir in der Lage dazu sind, werden wir sie austauschen. Ein Thema, das mehr und mehr in den Fokus rücken wird, ist das Biken. Im Ahrntal und bei uns am Klausberg fehlt ein Wegenetz dafür. Die Voraussetzungen wären allerdings ideal: Es geht überall die Berghänge hinauf. Speziell mit dem E-Bike wird das Tal für viele Gäste erlebbar. Ohne Bike schafft es nur einer von zehn Gästen rauf, mit Elektroantrieb sind es acht bis zehn.
Was ist dein Wunsch fürs Jubiläum im Jahr 2070?
Die Natur so belassen zu haben, wie sie ist. Aber wir dürfen auch nicht die Käseglocke über unser Tal stülpen und alles an dem Punkt einfrieren, wo wir jetzt sind. Wir müssen uns modern mitentwickeln und unsere Eigenheit bewahren, so wie wir es bisher getan haben. Man hat uns manchmal nachgesagt, wir seien rückständig. Aber wir Ahrntaler haben gezeigt, dass wir wissen, was unserem Tal guttut. Und wir sind uns dabei auch unserer Verantwortung bewusst.

Mann mit Überblick: Auch weit oben verliert Walter Fischer nie die Bodenhaftung
Walter Fischer, 60, hat viel erlebt am Klausberg, seit 35 Jahren lenkt er nicht nur die Geschicke der Seilbahnen und Lifte, er ist so etwas wie der gute Geist des Gebiets, im Winter wie im Sommer.
Aber dieser Lockdown? Walter schüttelt den Kopf. «Selbst als wir die Bahn komplett erneuert haben, mit allem Drum und Dran, hatten wir keine so lange Pause. »Zusammen mit dem Schnalstal war der Klausberg das letzte Südtiroler Widerstandsnest gegen die Schließung gewesen, doch ein ernster Anruf des Landeshauptmanns und ein morgendlicher Besuch der Carabinieri stärkten die Einsicht: Jetzt ist erst mal Schluss. Die spontane Schlussfeier des Personals im Skihaus ging bis zum nächsten Tag.
Der Neubau der Seilbahn fand 2016 statt und dauerte zehn Tage weniger als die Coronapause. Seither ist die Anlage auf dem neuesten Stand der Technik, ein Prachtstück, 1.152 Meter lang. 52 Millimeter Durchmesser misst das Seil, es hält die Kabinen, die mit Gästen 1500 Kilo schwer sein dürfen, und zieht sie mit bis zu fünf Metern pro Sekunde die 550 Höhenmeter nach oben bis zur Bergstation. Das Seil, von sechs Stahllitzen ummantelt, birgt eine Seele aus Kunststoff in sich, so heißt der Fachbegriff tatsächlich: Seele. Früher war Hanf drin. Die 90 Schneekanonen steuern sie mittlerweile per Handy.
Walters erster Arbeitstag war Heiligabend 1983, er musste beim Steinhauslift den Ausstieg beaufsichtigen. Ein Schlepplift, purzelnde Touristen. «Das war der schlechteste Job im Skigebiet, da haben sie die Leute hingesetzt, die keine Ahnung haben», sagt er und lacht. Es dauerte nicht lange, dann merkte man, dass er als gelernter Elektriker wertvoller war als beim Aufhelfen der Umfaller. Nach zehn Tagen durfte er zum Sonnenlift, nach zwei Monaten zum Hauptlift. Als 1985 der Betriebsleiter abhandenkam, machte ihn Johann Steger zum Nachfolger, das Einstellungsgespräch dauerte drei Minuten. «Er hatte Vertrauen in mich, er wusste, dass ich aus einer Familie komme, in der immer viel gearbeitet wurde.» Das Vertrauen ist nicht enttäuscht worden. Die Entwicklung von einem kleinen Skigebiet zu einem der 15 größten in Südtirol ist ohne Walter Fischer nicht denkbar.