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OÖ Seilbahnen setzen auf Nachhaltigkeit

Helmut Holzinger, Obmann der Fachgruppe Seilbahnen der WKOÖ, setzt auf Nachhaltigkeit. © Hiwu/Hinterramskogler

Tage mit natürlicher Schneebedeckung - MMag. Die Anzahl der Tage mit natürlicher Schneebedeckung pro Jahr in Hinterstoder hat sich in den vergangenen 113 Jahren nicht statistisch belegbar verändert. Datenquelle: Amt der Oberösterreichischen Landesregierung (Hydrographischer Dienst). Bearbeitung: ZUKUNFT SKISPORT – research & consulting.

Nach zwei schwierigen Jahren blicken die OÖ Seilbahnbetreiber in ihrer Fachtagung in Hinterstoder in die Zukunft

Große Bedeutung der Seilbahnen in Krisenzeiten
„Die vergangenen zwei Jahre haben von allen Menschen – und Unternehmen – viel abverlangt. Unsere Betriebe waren für viele sehr wertvoll, haben wir doch allen ermöglicht, einfach und bequem in unsere herrliche Bergwelt zu gelangen und so ein paar entspannte Stunden abseits des oft anstrengenden Alltags zu erleben“, so Helmut Holzinger.
Die Bedeutung der Seilbahnen hat sich besonders in dieser Krisenzeit weiter verstärkt. „Wir sind nicht nur wichtige Leitbetriebe für den heimischen Tourismus und zentrales Element einer enormen Wertschöpfung, wir sind auch eine Schlüsselbranche zum Wohlbefinden der Menschen. Denn viele haben erkannt, dass ein Bergerlebnis der Psyche gut tut und der Gesundheit dient“, so Holzinger.

Zukunft liegt in Nachhaltigkeit
Entsprechend den Klimazielen und der generellen Ausrichtung der Wirtschaft macht es laut Holzinger Sinn, auch die Seilbahnbetriebe an den Gesichtspunkten der Nachhaltigkeit auszurichten. „Viele Branchenunternehmen agieren bereits zu 100% klimaneutral mit Strom aus Wasserkraft und dem Einsatz weiterer alternativer Energiequellen (Photovoltaik-Anlagen,…). Als regionale Leitbetriebe liegt es an uns, den Fokus der Nachhaltigkeit auch gemeinsam mit Partnerbetrieben zu erweitern und umzusetzen – schlussendlich muss der gesamte Tourismus einbezogen werden“, so Helmut Holzinger.

Wasserstoffantrieb und regionale Schmankerl
Von punktuellen innovativen Projekten bis hin zu regionalen Initiativen gibt es bereits viel Herzeigbares in den Regionen. So wurde im Rahmen des FIS Ski-Weltcups 2020 in Hinterstoder der Lynx HySnow vorgestellt. Dabei handelt es sich um den ersten wasserstoffbetriebenen Ski-Doo, ein Forschungsprojekt von Rotax gemeinsam mit dem Wasserstoffspezialisten HyCentA Research. Der emissionsfreie und geräuschlose Antrieb soll in weiterer Folge auch auf Quads eingesetzt werden, die im Sommer-Seilbahnbetrieb stehen. Immer mehr Nachhaltigkeit hält auch Einzug in die Gastronomie der Regionen – so werden vielerorts hauptsächlich regionale Lebensmittel angeboten – wie das Alpenvorlandrind, Wild und andere Spezialitäten aus der Region.

(Ski-)tourismus neu denken
Laut Holzinger geht es darum, sowohl im Sommer als auch im Winter das touristische Angebot im Sinne der Nachhaltigkeit neu zu denken. „Betrachtet man den klimatischen Fußabdruck jedes Urlaubes, so wird ersichtlich, dass bei der An- und Abreise die größte CO2 Belastung anfällt (90% bei der Anreise!). Das bedeutet: für Tagestouristen muss die öffentliche Anreise verbessert werden, bei Übernachtungsgästen verbessert ein längerer Aufenthalt die CO2 Bilanz“, so Holzinger. Die CO2 Bilanz gliedert sich in ca. 66 % Anreise, ca. 30% Hotel und Gastronomie und ca. 4% Lift und Beschneiung. So fallen etwa bei Tagesgästen bei der Anreise mit dem Auto rund 125kg CO2 an.

Auch hier gibt es bereits viele Initiativen, wie etwa den Pyhrn-Priel-Snowexpress, den ÖBB-Urlaubsexpress oder Kooperationen mit dem OÖ Verkehrsverbund oder den Busshuttle für Schüler und Jugendliche in den Ferien und am Wochenende von und nach Steyr.

Skifahren per se, da sind sich Wissenschaft und Ökologie weitgehend einig, stellen aus nachhaltiger Sicht ein geringes Problem dar. Hier geht es auch darum, die CO2 Bilanz der An- und Abreise – wie oben angeführt – in den Griff zu bekommen.

Unaufhaltsamer Trend Pistengehen
In vielen Skigebieten habe sich in den vergangenen Jahren aber ein neuer Trend gezeigt. Immer mehr Gäste nutzten die Pisten nicht nur zum Runterfahren, sondern stiegen mit Tourenski die Pisten hinauf. „Dieser Trend wird sich weiter verstärken und verlangt von uns Seilbahnbetrieben auch einiges an Investitionen und neue Regeln“, so Holzinger. Es geht um Aufstiegsspuren für Pistengeher, notwendiger Infrastruktur wie Toiletten und Parkplätzen sowie um die Festlegung von Regeln für die Benutzung der Pisten. „Wir reden hier bereits von einer großen Anzahl an Pistengehern, in manchen Gebieten bereits 20% der Gäste. Dieser Trend wird uns auch weiter begleiten und wir müssen unser Angebot – wenn möglich – verbessern“, so der Obmann der Fachgruppe Seilbahnen.

Aktivitäten gegen sinkende Skifahrerzahlen
„In Österreich liegt das Skifahren in unseren „Genen“. Damit das aber so bleibt, müssen wir alles daran setzen, diesen herrlichen Sport – in welcher Ausprägung auch immer – vor allem jungen Menschen niederschwellig zugänglich zu machen“, so Holzinger. Das Wegfallen der Schulskikurse in den vergangenen Pandemiejahren habe diese Bemühungen stark zurückgeworfen. „Aber ich bin mir sicher, dass es uns allen gemeinsam – Land, Seilbahnbetriebe, Schulen, Tourismus – gelingen wird, dass Österreich weiterhin ein Land der Skifahrerinnen und Skifahrer bleibt.“

Studie bestätigt Schneesicherheit
Eine von MMag. Günther Aigner – einer der führenden Forscher zur Zukunft des Skitourismus – durchgeführte Studie kommt zu folgender Schlussfolgerung: Die jährlich größten Schneehöhen haben im relativ tief gelegenen Hinterstoder (590 m Seehöhe) wie auch an der Station „Klein Pyhrgas“ statistisch belegbar nicht abgenommen. Die präsentierten Schneemessreihen wurden in unterschiedlichen Regionen im Großraum „Pyhrn-Priel“ erhoben. Zudem sind die beobachteten Zeitspannen stark unterschiedlich, denn es gilt: Alle Messreihen werden stets so lange zurück wie möglich betrachtet. In Hinterstoder hat auch die Dauer der natürlichen Schneebedeckung nicht statistisch belegbar abgenommen. Allgemein kann in österreichischen wie auch oberösterreichischen Wintersportorten eine leichte Verkürzung der Schneebedeckungsperioden festgestellt werden. Diese geht mit der Erwärmung der Winter in den vergangenen 50 Jahren einher, wenngleich diese Erwärmung in höheren Lagen Oberösterreichs nicht statistisch signifikant ist. Die immer leistungsfähigeren und effizienteren Möglichkeiten der technischen Beschneiung können diese leichte Verkürzung der natürlichen Schneebedeckungsperioden deutlich überkompensieren, wodurch es in den vergangenen Jahrzehnten zu gleichbleibenden bzw. sogar leicht ansteigenden Skisaisonlängen gekommen ist. „Diese Daten bestärken uns in unseren Bemühungen, das Wintersportangebot noch weiter zu verbessern“, so Holzinger.

Auch Schneeerzeugung wird klimafreundlicher
Natürlich ist für Skigebiete auch die Erzeugung von Kunstschnee wichtig. Aufgrund der technischen Entwicklungen hat sich hier aber in den letzten Jahren sehr viel getan. Schneilanzen und Schneekanonen sind sehr effizient und umweltfreundlich geworden. „Wir rechnen pro Person und Tag derzeit mit einem Energieeinsatz von 16kWh (ein Tesla braucht für 100 km rd. 18kWh). Den dafür notwendigen Strom beziehen wir zu 100% aus Wasserkraft und durch die maschinelle Beschneiung wird die Wasser- Bodenfeuchte im gesamten Schi- und Almgebiet deutlich verbessert.