s&bt Magazin Ausgabe 12 | 23

6 | 2023 sbt 37 Einsatz dynamischer Preismodelle können wir diese Erhöhungen für bestimmte Kundengruppen substanziell stärker gestalten.“ Diese Strategie betont die Notwendigkeit, in einem anspruchsvollen Wirtschaftsumfeld über traditionelle Preisstrategien hinauszugehen. (Quelle: HTR Artikel vom 7. November 2023, „Bündner Bergbahnen erhöhen Ticketpreise“) Bei der Preisgestaltung von Bergbahnen ist es wichtig, neben Kosten und Gewinnzuschläge, insbesondere die Kundenperspektive, sprich die Nachfrageseite zu betrachten. Starre Preismodelle können den Marktbedürfnissen nicht gerecht werden. Es ist entscheidend, die Preissensitivität der Kunden und ihre Bewertung des Skierlebnisses zu berücksichtigen. Die Zahlungsbereitschaft der Gäste variiert, beeinflusst durch Faktoren wie Wetter- und Schneebedingungen oder die Saisonalität. Ein Paradebeispiel: An perfekten Skitagen mit idealen Schneebedingungen und strahlendem Sonnenschein sind Gäste bereit, für das außergewöhnliche Erlebnis substanziell mehr zu zahlen. Skigebiete, die auf solche Tage mit flexiblen Preisen reagieren, können ihren Umsatz signifikant steigern, ohne die Nachfrage negativ zu beeinflussen. Eine starre Preispolitik, die diese Dynamik ignoriert, kann zu verpassten Umsatzchancen führen. Das Hauptziel dieser Preisdifferenzierung bei Bergbahnen ist die Maximierung des Unternehmensgewinns durch anpassbare Preise, die sich nach der Zahlungsbereitschaft und Nachfrageelastizität der Kunden richten. Indem Bergbahnen den variierenden wahrgenommenen Wert eines Skitages berücksichtigen, können sie an bestimmten Tagen Preise erhöhen, ohne Gäste zu verlieren. Dynamisches Pricing ermöglicht es, Preise besser an den individuellen Wert eines Angebotes anzupassen, was bei Vorausbuchungen und unter wechselnden Bedingungen wie Wochentagen, Ferienzeiten oder Wetterlagen besonders relevant ist. Dynamic Pricing ist ein Ansatz, der Preise flexibel anhand von Echtzeitdaten und Marktnachfrage anpasst. Dieses Modell, das bereits seit Jahrzehnten in diversen Branchen zum Einsatz kommt, gewinnt durch die Digitalisierung weiter an Relevanz. Es erlaubt, den Wert eines Produktes oder einer Dienstleistung, wie beispielsweise eines Skitages, dynamisch je nach Nachfrage zu bestimmen. In einer Welt, in der flexible Arbeitszeiten und -orte zunehmend Normalität sind, bieten statische Preise oft kein adäquates Abbild der variierenden Kundennachfrage. Insbesondere Rentner, Studenten oder Teilzeitarbeitende könnten von günstigeren Preisen unter der Woche profitieren und so die Pisten nutzen. Dynamic Pricing ermöglicht es Bergbahnen, solche spezifischen Kundengruppen gezielter anzusprechen und ihre Angebote attraktiver zu gestalten. Dynamic Pricing bietet erhebliche Vorteile sowohl für Endkunden als auch für Anbieter. Für Familien erhöht es die Planbarkeit und finanzielle Zugänglichkeit: Sie können von Frühbucherrabatten profitieren, da sie ihre Ferien oft lange im Voraus planen. Ein anschauliches Beispiel hierfür ist die Titlis Bergbahn, die es geschafft hat, Preispunkte anzubieten, wie sie das letzte Mal vor 20 Jahren möglich waren. Dies widerlegt das Vorurteil, dass dynamische Preismodelle für Familien nachteilig sind. Aus Sicht der Anbieter ermöglicht Dynamic Pricing eine effektivere Kundensegmentierung und gezielte Marktbearbeitung. Dies verbessert nicht nur die Auslastung, sondern steigert auch die Kundenzufriedenheit, indem für jede Zielgruppe passende Preispunkte angeboten werden. Im Bereich des Dynamic Pricings für Bergbahnen hebt sich das datenbasierte dynamische Pricing als effektivster Ansatz hervor. Es nutzt Echtzeitdaten und Algorithmen für eine flexible Preisgestaltung, die komplexe Nachfragemuster aufgreifen kann. Im Unterschied fokussiert BUSINESS & MARKETING Foto: Ski_Region_Zillertal_Austria Grafik: Pricenow

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